Samstag, 30. November 2013

Lachen und Leiden - die seltsamen Zweige des Speziesismus

Zur Zeit absolviere ich eine Schulung im Bankenbereich. Ist recht anstrengend, sehr viel zu lernen und raubt mir insgesamt auch etwas Energie und Zeit zum Bloggen. Ich bin in unserer Schulungsgruppe die einzige mit einem Studium, ansonsten ist von Verkäuferin bis zur Rechtsanwaltsfachangestellte fast alles buntgemischt vorhanden. Um mich einwenig sozial einzubringen, fahre ich, obwohl ich seit etlichen Jahren Nichtraucher bin, des Öfteren in den Pausen mit den Rauchern hinunter. Auch um etwas frische Luft zu schnappen, da der Schulungsraum nur sehr, sehr spärlich gelüftet werden kann und recht viele bei kühler Luft anfangen zu frieren. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wieviel Sauerstoff in einem Raum noch vorhanden ist, wenn 7 Stunden lang sich 16 Personen darin aufhalten. Das ich mit runterfahren hat wohl auch damit zu tun, dass die Gruppe zum größten Teil aus Rauchern besteht.

Allerdings gibt es so ab und an Situationen, wo ich einfach nur den Kopf schütteln kann. So erzählte eine, dass ein befreundetes Paar eine Boa hätte. Und als sie sie noch recht neu hatten, wussten sie nicht so recht wie sie die Schlange füttern sollten. Also kauften sie im Zoofachhandel ein Meerschwein. Nicht aus der TK-Box, sondern aus den Gehegen. Sie schilderte dann genau wie das Meerschwein im Angesicht der Schlange aus Todesangst versucht hätte zu fliehen und extrem laut gequiekt hätte, so laut, dass sie sich alle die Ohren zugehalten haben. Über diese Schilderung wurde dann in der gesamten Raucherrunde gelacht. Es kamen ein paar lustig gemeinte Kommentare und da sie während des Erzählens flapsig vorgeführt hatte, wie das arme Schweinchen um sein Leben gequiekt hatte, wurde das ebenfalls von einigen aufgegriffen und eifrig nachgestaltet. 



Solch ein Verhalten finde ich einfach nur erbärmlich. In meinen Augen gehören solche Schlangen nicht in private Hände und wenn, dann nur zu Experten und Fachleuten. Leider bekommen Reptilien aber momentanimmer mehr einen gewissen "hipp"-Status. Weiter finde ich es nicht akzeptabel über die Todesangst eines Lebewesens zu lachen und sei es auch "nur" ein Meerschweinchen. Mal ganz davon abgesehen, dass solch eine Handlung nicht ganz mit dem Tierschutzgesetz konform geht. ["Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." §1; "Ein Wirbeltier darf nur unter wirksamer Schmerzausschaltung (Betäubung) in einem Zustand der Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit oder sonst, soweit nach den gegebenen Umständen zumutbar, nur unter Vermeidung von Schmerzen getötet werden ... Ein Wirbeltier töten darf nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat." §4 Abs.1]. Natürlich kann man Schlangen nicht mit Möhrensalat füttern, aber es gibt im Fachhandel so einige Futtermöglichkeiten im TK-Bereich. Es ist natürlich nicht schön, aber für eine Schlange natürlich. Leider lehnte es die betreffende Person komplett ab mir zu glauben, dass viele Schlangenhalter ihre Tiere mit bereits toten Tieren füttern und der nötige Bewegungsreiz auch über den Fütterungsstab ausgelöst werden kann. Sie hätte zwar keine Ahnung von Schlangen, kenne alles nur vom Hören-Sagen, aber ihre Meinung wäre die richtige.

Freie Schlangen jagen, töten und verspeisen die verschiedensten Tiere. Da muss auch mal ein kleines Tierchen dran glauben. Aber das ist Natur. Etwas anderes ist es, diese Tiere in Gefangenschaft zu halten. Denn damit ist man auch gleichzeitig für alle "Futtertiere" und deren Wohlergehen verantwortlich. Ganz speziell, wenn es sich dabei um warmblütige Wirbeltiere handelt. Muss man eigentlich als Schlangehalter keinen Sachkundenachweis vorlegen? Auch in dem Hinblick, dass es genügend giftige Schlangen gibt, die nun wirklich nur in Fachhände gehören sollten.



Aber von den fachlichen Kompetenzen mal abgesehen - wie kann man über die Todesangst eines Lebewesens lediglich lachend reagieren?

schönen Gruß
=)

2 Kommentare:

  1. Hallo.
    Dass du dich über das Lachen aufregst, kann ich total verstehen, Todesangst ist nun wirklich nicht zum Lachen und ob eine Boa in eine Wohnung gehört, ist auch fraglich.

    Aber was wäre denn der Unterschied bei Tiefkühlfutter? Das Tier stirbt ja auch und die Haltung ist bei solchem Futter ja nicht wirklich besser, oder? Hatte es nicht zu einem früheren Zeitpunkt die gleiche Angst?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo,
      das "Problem" an der ganzen Sache ist, dass das TierSchG natürlich auch für die Schlange gilt und diese natürlich keinen Hunger leiden darf. Sie muss etwas fressen, was ihrer natürlichen Nahrung entspricht. Jeder Halter, der z. B. seine Futtertiere selbst züchtet, hat die Möglichkeit, die Tiere über Hypoxie zu töten. So handhaben es meines Wissens nach auch die "Hersteller" von TK-Futtertieren. Wobei hier nur geschultes Fachpersonal eingesetz werden darf. Durch CO2, Stickstoff oder einen gezielten Genickbruch können die geforderten Vorgaben eingehalten werden.
      Der Tötungsvorgang muss kurz und weitesgehend schmerzlos sein. Gemäß § 4 Abs.1 TierSchG darf ein Wirbeltier daher nur unter Betäubung oder sonst, soweit
      nach den gegebenen Umständen zumutbar, nur unter Vermeidung von Schmerzen getötet werden. Die Haltungsumstände der Boa verbessern durch die Wahl des Futters nicht, aber die des Futtertiers, welches sozusagen "human" getötet wird und nicht solch starker Todesangst ausgesetzt wird.

      Löschen