Montag, 21. Oktober 2013

Pappbecher oder Tasse, oder: wo ist der Genuss geblieben?

Ich konnte den Hype um Kaffee und die verschiedenen Mixprodukte noch nie so ganz verstehen. Mag auch daran liegen, dass mir das schwarze Getränk einfach nicht schmeckt. Ich glaube, ich habe in meinem Leben, wenn man alle Probierschlückchen mal zusammenfasst, noch nicht einmal eine ganze Tasse "normalen" Kaffee getrunken. Oder vielleicht gerade so eine Tasse. Aber darüber wollte ich hier auch gar nicht schreiben. Es geht mir viel mehr um die sich entwickelnde oder bereits entstandene Coffee/Tea/Kakao-to-go-Kultur.

Gerade Kaffee und Tee sind Getränke, die nicht primär zum Durstlöschen gedacht sind, sondern um sich einwenig vom Stress zu erholen und ruhiger zu werden. Sie laden doch viel eher zum Genießen ein. Wie lässt sich dieser Gedanke mit einem Pappbecher mit Plastedeckel vereinen? Erinnert dieser doch eigentlich auch viel eher an eine Nuckelflasche oder gar Schnabeltasse. Und aus dem einen Alter bin ich schon längst raus und in das andere Alter komme ich noch längst nicht rein. Zumal meine Eltern auch Zeit darauf verwendet haben, mir das Trinken aus einer Tasse beizubringen. Natürlich zwingt einen die Tasse an Ort und Stelle zu verweilen. Man kann nicht großartig damit durch die Gegend laufen, vielleicht nebenbei noch einen Schaufensterbummel machen und dabei was trinken. Ein Irgendwas-to-go ist eine Möglichkeit wieder einmal etwas schnell nebenbei zu machen. Heute macht man jedoch vieles schnell nebenbei. Vor allem leider auch Essen und Trinken. Zumal meiner Erfahrung nach das Getränk nach einer Weile auch einen seltsamen Geschmack annimmt.


Coffee-to-go hat sich dabei zu einer eigenenständigen Kultur entwickelt, in der zu oft überzogenen Preisen oft zu heiße Becher mit oft nicht richtig schließenden Deckeln kombiniert werden. Ich persönlich mag es nicht, an einem Plastedeckel herumzunuckeln, der schon längere Zeit irgendwo im Geschäft herumlag und dabei durch verschiedenen Hände und über verschiedene Oberflächen ging. Und wenn das Getränk dann konsumiert ist, bleibt der Müll, den leider einige einfach so irgendwo stehen- oder liegenlassen. Bei uns gibt es allein um den Uniplatz herum mindestens fünf Möglichkeiten ein Irgendwas-to-go zu bekommen, und genau das erkennt man dann leider auch am Platz um die Mülleimer herum, die durch diese Becher schnell überfüllt sind und deren Inhalt sich dann um die Eimer herum ausbreitet. Wenn der leere Becher überhaupt den Weg in die Nähe eines Mülleimers findet. Viele werden nach Beendigung ihres Dienstes auch einfach irgendwo stehengelassen und ausgesetzt.



Natürlich verschmähte ich während meiner Studienzeit selbst einen Tee besonders am frühen Morgen nicht. Besonders auch, wenn die erste Vorlesung im tiefsten Winter kurz nach 7 Uhr begann. Allerdings war ich ein Freund der guten alten Thermoskanne, gefüllt mit selbstaufgesetzten Tee (Für Menschen ohne die nötige Zeit sind Thermosbecher vielleicht eine Alternative). Eine Eigenart, die ich in Zeiten der fragwürdigen Qualität mancher Teeangebote auch gerne beibehalte. In vielen Teebeuteln, auch der preisintensiveren Sorten, sind heute Aromabeigaben zugemixt. Leider war das früher mein Einstieg in den Tee und ich habe lange Zeit selbst gedacht, dass Tee eigentlich nur heißes Wasser mit Geschmack ist. Bis ich auf wirklichen Tee gestoßen bin und mir unter anderem einmal Pfefferminztee aus reinen getrockneten Blättern aufgegossen habe. Was war das für ein geschmacklicher Unterschied. Erst dann wurde mir bewusst, dass Tee, und für manche Leute auch Kaffee, ein Symbol für Kultur, Geschmack und Wärme ist. Wie lässt sich das alles in einen Pappbecher mit Nuckelplastedeckel quetschen?

schönen Gruß
=)

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