Montag, 9. September 2013

Mehr Mut zu Konflikten!

Seit längerer Zeit fällt mir immer wieder eine seltsame Entwicklung bei manchen Menschen auf. Wenn man sich "wagt" sie konstruktiv zu kritisieren, reagieren sie nicht mit dem Versuch der Annahme der Kritik, sondern mit einem Versuch sich rauszureden. Bei manchen folgt sofort ein reflexartig erscheinendes "Ja, aber ...."  Aber auch wenn Probleme anstehen, reagieren viele eher ausweichend. Sowohl zur Annahme als auch zur klärenden Auseinandersetzung braucht man Mut. Sich daraus entwickelnde schwelende Konflikte können sonst mitunter recht unangenehm und zu einer destruktiven Spirale werden.

Natürlich meine ich damit keine vorwurfsvolle Dramatisierung des anstehende Problems. Schuldzuweisungen und verdeckte Bestrafungsaktionen bringen niemanden weiter, sondern verschärfen die gesamte Situation lediglich. Aber warum ist es, jedenfalls in meinem Umfeld, den Menschen offenbar immer weniger möglich Konflikte auf der Sachebene zu klären? Und zwar so, dass am Ende eine kreative und gemeinsame Lösungssuche steht, deren Ergebnis auch umgesetzt werden kann. Stattdessen empfinden viele Kritik immer öfter als ungerechtfertigt, als Angriff auf die eigene Person, sehen in ihr lediglich grundlose Beschuldigungen oder fühlen sich brüskiert und bevormundet. Sie richten eine automatisierte Mauer um sich herum. Wo liegt der Grundstein dieser Mauer?  Und warum möchten sie eine, in ihren Augen, perfekte menschliche Blase sein? 

Auf der anderen Seite sprechen diese Menschen eigene Probleme offenbar seltener direkt an. Jedenfalls mit den Menschen, mit denen sie die Probleme haben. Stattdessen wird lieber der Austausch mit (unbeteiligten) Dritten vorgezogen. Dies fällt mir persönlich auch gerade im Internet auf, wo alles, auch der nächste Gesprächspartner, nur einen Klick entfernt ist. Das Internet wird zu einer Art sozialen Labor. Aber zwischenmenschliche Kommunikation ist nach meinem Verständnis ein sozialer Prozess, zu dem auch ganz selbstverständlich Probleme und Missverständnisse gehören. In einer Welt, die sich immer weiter darauf konzentriert den Menschen nicht als Menschen, sondern als Human-Ressource zu sehen, entwickelt sich auch der Mensch immer weiter zu einer kleinen Insel. Bleibt dabei die Konfliktfähigkeit auf der Strecke? Sind die heutigen Menschen aufgrund des hohen Anpassungsdrucks nicht mehr mutig genug ihre Probleme direkt zu klären? Also ohne Vorwürfe, Schuldzuweisungen und all diesem Zeug?

Flucht war schon immer einfacher als klärende Handlungsweisen. Auch das Zusammschließen zum sogenannten "Club der moralisch Überlegenden" war schon immer sehr einfach. Ist es dabei wirklich so schwer zu agieren, anstatt nur zu reagieren? Was bringt es, die Schuld für die mangelhafte Kommunikation seinem Gegenüber zuzuschieben und sich im Anschluss den nächsten Partner zu suchen? Um es nochmal klarzustellen, ich rede hier von gerechtfertigter, konstruktiver Kritik. Nicht von irgendwelchen unsachlichen Vorwürfen. In der heutigen Zeit wird immer mehr von den sozialen Kompetenzen gesprochen und davon, wie wichtig sie gerade im Zusammenleben sind. Für mich gehört Kritikfähigkeit ebenfalls zu den sozialen Kompetenzen und stellt damit einen wichtigen Punkt des zwischenmenschlichen Handelns dar.

Selbst meine Katzen sind in der Lage ihre Konflikte direkt auszutragen, anstatt sich bei mir über den jeweils anderen zu beklagen. Wenn die Katzencouch von einem belegt ist, legt sich der nächste nicht, wie es bei vielen selbstverständlich wäre, dazu und es beginnt ein Kuschelreigen. Nein. Die Couch ist natürlich nur groß genug für eine Katze. Es entsteht also ein Problem zwischen ihnen - und das wird sofort geklärt ...



Nun springt mal öfter über Euren eigenen Schatten und schafft das eine oder andere Problem aus der Welt. Die Welt wird es Euch danke. Auch werdet Ihr weniger haben, das Euch bedrückt und über das Ihr Euch aufregen müsst. Die Welt wird insgesamt leichter und fröhlicher werden, wenn Ihr vorher den Mut aufbringt, Störenfriede direkt anzusprechen und Probleme zu klären :)

schönen Gruß
=)

3 Kommentare:

  1. Ich glaube, dieses Ausweichverhalten kann man auch bei mir beobachten. Bei mir (und ich könnte mir vorstellen, bei anderen auch) liegt der Grund dafür zumindest teilweise in der Arbeit. Die ist zur Zeit besonders konfliktbeladen und dementsprechend unangenehm. Dort kann ich aber meistens nicht davon weglaufen, weil es Teil meiner Arbeit ist. Nur möchte ich dass dann nicht auch noch im Privatleben und geh da eher mal "den Schritt zur Seite."
    Meiner Meinung nach hast Du recht und die bessere Lösung wäre, die sachliche Konfrontation zu suchen. An manchen Tagen geht das aber einfach nicht, weil man selbst schon zu emotional aufgeladen ist. An solchen Tagen halte ich Ausweichen für sinnvoller als einen Streit, der nichts mehr mit Sachlichkeit zu tun hat. (Nicht, dass ich das immer schaffen würde! :))

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    1. Hallo Ben,
      wenn Du der Konfrontation immer aus dem Weg gehst, weil Du woanders schon genug davon abbekommen hast, dann leidet am Ende doch irgendwie das Verhältnis zu der Person, mit dem ungeklärten Verhältnis darunter. Ich meine, es geht ja nicht um zwei, drei Tage, die man mal aushält, sondern um einen längerfristigen Zustand. Ich mache das sprichwörtliche Fass nicht auf, wenn mir meine Schwester einen Joghurt aus dem Kühhlschrank mopst, aber wenn sich jmd was ausleiht und es ständig zu spät oder gar nicht zurückgibt schon. Es gibt eine Schwelle, ab der es sich auch erst richtig lohnt, mal den Mund aufzumachen. Aber wenn sie überschritten ist, dann sollte man zur Klärung bitten.

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  2. Hi,
    ich mag solche Trinkbecher gerne, ich habe sowieso immer ein eigenes Getränk dabei, z.B. Wasser und trinke unterwegs gerne mal was.
    Der Thermobecher ist vorrangig für meine Frühdienste um 6 Uhr gedacht, da ich dann um kurz vor Fünf aus dem Haus muss und gerade im Herbst / Winter bin ich dann froh über ein warmes Getränk.
    Aber natürlich setze ich mich daheim auch gerne gemütlich mit einer Kanne Tee hin und nehme mir Zeit dafür :-)

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