Freitag, 27. September 2013

Ein Tag im Ozeaneum in Stralsund

Im vergangenen Post habe ich Euch vom Stoffmarkt in der letzten Woche erzählt. Am selben Tag fuhren wir auch noch nach Stralsund um uns endlich das dortige Ozeaneum anzuschauen. Dabei handelt es sich um ein riesiges Naturkundemuseum, das ganz dem Thema "Meer" gewidmet ist. Der Komplex mit seinen 8.700 qm Ausstellungsfläche liegt dabei auch noch auf der Hafeninsel, so dass man aus dem Fenster schauen und direkt auf die Ostsee blicken kann. Eine wirklich sehr gelungene Verbindung wie ich finde.

Aber auch im Ozeaneum gibt es viel Wasser zu sehen in den unzähligen verschiedenen Aquarien, das größte davon, das Schwarmfischbecken, beeinhaltet unglaubliche 2,6 mio. Liter Wasser auf einer Grundfläche von 300 qm. Die Fische lassen sich durch eine 10x5 m Panoramascheibe bestaunen. Aber auch die anderen Aquarien lassen sich nicht gerade als klein bezeichnen, denn sie fassen zwischen mehreren hundert bis hin zu 200.000 Liter Wasser und sind oftmals bis zu vier Meter tief. (Und wer keine Fische mag, kann sich oben auf dem Dach auch noch die Pinguinanlage anschauen ;) )
Insgesamt wird man bei seinem Besuch vom Stralsunder Hafenbecken über die Nordsee bis ganz hin zum kalten Nordpolarmeer geführt. Und dabei kann man auch die Lebensräume des Boddens bis zum Atlantik kennenlernen. Ihr seht schon, dass die ganze Ausstellung sehr umfangreich ist und für einen Besuch sollte man schon ein paar Stunden einplanen.

Stralsund ist eine kleine, süße Stadt mit ungefähr 60.000 Einwohnern direkt am Strelasund und wird oft als "Tor zur Insel Rügen" bezeichnet. Auch gehört es zur UNESCO-Weltkulturerbeliste. Ihr seht, selbst die Stadt ist schon einen Besuch wert, was Ihr auch auf diesem Relief sehen könnt:

Stadtplan Stralsund

Im Ozeaneum dann beginnt der Rundgang auch gleich mit einer Rolltreppenfahrt. Dabei ist das keine normale Rolltreppe, sondern eine Art "Einstimmung".  Sie ist nämlich genauso lang wie ein Blauwal. Mir kam das am Anfang gar nicht so lang vor, aber auf der Treppe dann habe ich bemerkt, dass diese Rolltreppe wesentlich länger ist als zum Beispiel die gewohnte Länge aus diversen Kaufhäusern.

Eingang ins Ozeaneum

Insgesamt wird der Besucher durch eine rote Linie auf dem Boden durch die Ausstellung geführt, so dass man auch wirklich alles sieht und nicht irgendwie unkoordiniert durch die Gegend läuft. Was ich ja manchmal ganz gut kann. In den ersten paar recht großen Räumen erfährt man zuerst einmal viel über die ganze Theorie. Wasserkreislauf, Plattenschieberei, Salzgehalt, Tierwelt und eben alle das. Und natürlich auch, wie könnte es anders sein, auf Schautafeln, die oft mit Filmen unterstützt werden.

Schautafeln im Ozeaneum

Aber es gibt nicht nur was zu lesen, sondern auch viele richtig gut gemachte optische "Lernhilfen" wie zum Beispiele Reliefe. Ich wußte zwar, dass die Ostsee vor Finnland recht tief ist und unsere Schweinswale sich besonders dort gerne aufhalten, aber bisher hatte ich noch keine richtige Vorstellung davon, wie tief eigentlich recht tief ist. Da kam mir dann natürlich das Tiefenrelief der Ostsee gerade sehr richtig.

Reflief der Ostsee

Das Foto wurde von der finnischen Seite aus gemacht, Ihr schaut also auf die deutsche Küste. Allein die Tiefe um Gotland finde ich total beeindruckend. Die Insel ist praktisch umgeben von Tiefe. Bei Bornholm ist es genauso. Wenn man das so sieht, bekomme zumindest ich das Gefühl, als müsste man nur einen Schritt von der Insel machen und würde sofort wie ein kleiner Flaschenteufel ab in die Tiefe fahren. Natürlich ist das ganze in der realen Situation viel größer und geht nicht so plötzlich so stark ineinander über. Aber allein der Gedanke ist schon sehr beeindruckend.
Nach dem ganzen theoretischen Lernzeugs konnten wir uns dann die Aquarien anschauen. Diese sind wirklich sehr schön gestaltet. Die Gänge sind nur schwach beleuchtete um sich ganz auf die Fische konzentrieren zu können und nicht ständig von Reflexionen geärgert zu werden. Oftmals gibt es auch Sitzmöglichkeiten, so dass man das ganze Gewusel eine Weile auf sich wirken lassen kann. Ich persönlich brauchte dieses Zeit vor dem Heringsbecken. Da wuselten Unmengen der kleinen Fische im Strom herum, obwohl, so klein waren die gar nicht mehr. Und dank der dezenten Beleuchtung konnte ich auch sehr gut erkennen, warum der Hering im Volksmund hier auch das Silber der Meere genannt wird. Der Schwarm bewegt sich so schnell, dass es kaum möglich ist ein ruhiges Foto zu machen, zudem ich die Tiere auch ohne Blitz fotografiert habe. Wer will schon den ganzen Tag angeblitzt werden?

Heringsschwarm im Ozeaneum

Sehr beeindruckend war für mich der Tunnel. Es waren zwar nur eine handvoll Meter, aber ich hatte mir schon lange mal gewünscht, durch so einen Tunnel zu gehen. Das ist ein Gefühl als würde man einfach so durch das Aquarium gehen und die Fische können über einen drüberschwimmen und auch die Lichtreflexionen von der Oberfläche sind es wert sie mal einen Augenblick auf sich einwirken zu lassen. Natürlich bekommt man vom Fisch keine wirklichen Einzelheiten mehr aufs Bild, wenn man ohne Blitz und gegen das Oberflächenlicht fotografiert, aber ich denke die Stimmung ist dabei wichtiger. Irgendwie sieht der Fisch aus dieser Perspektive aus wie ein trächtiges Guppyweibchen, dabei ist er/sie mindestens einen halben Meter lang. Wenn nicht sogar länger.

Fisch

Was mich auch sehr beeindruckt hat waren die Themenbecken. Es gibt ein Becken, in dem der Gezeitenwechsel innerhalb von 30 min nachgestellt wird (wobei ich aus der Satzkonstruktion nicht schlau wurde, ob nun die Ebbe 30 min benötigt oder Ebbe und Flut zusammen 30 min) und es gibt ein Becken, in dem die Brandung zum Beispiel an Seebrücken nachgestellt wird. Regelmäßig wird in diesem Becken auf der linken Seite ein Schub Extrawasser in das Becken gegeben, so wie Wellen eben. Die Fische in diesem Becken lassen sich davon nicht stören, die sind die Ruhe in Person, ähm, Fisch ;)

Brandungsbecken

Neben den vielen großen Becken gibt es natürlich auch ein paar kleine Becken. Wenn es vielleicht auch gerade zwei Hände voll waren. Aber auch sie sind sehr schön eingerichtet und dadurch, dass kein direktes und hartes Licht verwendet wird, genauso interessant wie die großen Becken.

kleines Aquarienbecken

Und da Fische alleine natürlich nicht gut Informationen verteilen können, gibt es natürlich auch weiterhin noch die eine oder andere Informationsecke mit vielen interessanten Stücken. So zum Beipiel mit "eingelegten" Tieren:

Exponate aus dem Meer

Ich glaube, so einer großen Krabbe möchte ich nicht in der Ostsee begegnen. Auch, wenn die wohl nicht unbedingt angriffslustig und gefährlich sein mögen, so stelle ich mir das Gefühl an den Beinen nicht angenehm vor. Wenn das Tierchen dann versucht aus der Reichweite des Menschen zu gelangen und dabei meine Beine streift ...

kleines Aquarienbecken

Neben den kleinen Fischen gibt es auch ein paar kleinere Becken für die Seesternchen. Die gehen in den größeren Becken ja leider viel zu oft unter oder sind so versteckt, dass man sie gar nicht sehen kann. Mir persönlich gefallen die größeren Sterne bessern. Sie erinnern mich eher an Sterne.
Wer von den Fischen und Sternen eine Weile genug hat, kann sich auf das Dach flüchten. Von dort kann man eine wunderbare Sicht über die Stadt bewundern.  

Kirche in Stralsund

Neben der wunderschönen Aussicht gibt es auf dem Dach aber auch noch die Pinguine. Ich habe sie zuerst gerochen und dann gesehen, aber das war kein unangenehmer Geruch. Nicht so stinkend wie man es aus manchen Zoos kennt, es war eher so ein "hm, es riecht nach Pinguinen"-Geruch ^^ Und eigentlich sind die kleinen Kerlchen ja auch total putzig.

Pinguin

Kurz vor dem Ende kommt dann auch endlich das schon am Anfang erwähnte riesige Becken mit den 2,6 mio Litern. Die Menge hört sich ja schon wahnsinnig viel an, aber wenn man dann davorsteht ist es einfach umwerfend. In dem Becken sind eine ganze Menge großer Fische untergebracht, sogar Makrelenschwärme die auch lustige ihre Runden ziehen.

Fische



Makrelenschwarm im Ozeaneum

Als letztes vor dem Ausgang gibt es dann noch die lebensgroßen Wale. An der Decke hängen ein Pottwal, ein Blauwal, zwei Buckelwale, ein Orka und ein paar Fische wie Mondfisch (der englisch übrigens Sunfish genannt wird) etc. Es gab dort eine Menge Liegen, auf denen man sich bequem hinfletzen und einem Vortrag über die Wale lauschen konnte. Dabei ist das Licht an der Decke so gestaltet worden, dass man den Eindruck bekommt, man wäre unter Wasser. So wird das alles viel plastischer.

Blauwal (von unten)

Pottwal und Riesenkalamar

Dieser Blogpost ist wirklich recht lang geworden, ich hoffe, Ihr habt trotzdem durchgehalten. Eigentlich habe ich noch soviele Bilder, die ich hätte hier einbringen können, aber dann wäre der Post wohl doppelt so lang.

schönen Gruß
=)

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