Samstag, 11. Mai 2013

Urlaub und ein paar Museen

Eine ganze Woche bin nun schon wieder aus dem Urlaub zurück und schaffe es doch jetzt erst, darüber zu schreiben. Ich war eine Woche im Erzgebirge. Mein Großvater stammt aus dem Vorland des Erzgebirges und obwohl ich mit ihm aus familiären Gründen sehr wenig zu tun hatte, habe ich irgendwie das Gefühl, mich so auch ihm etwas näher zu fühlen. Ich weiß nicht warum, aber es ist mir irgendwie wichtig. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich nie die Chance hatte ihn wirklich kennenzulernen. Habe ihn vielleicht zwei oder drei Mal gesehen und da war ich 13 oder 14.

Nach diesem langen Winter und dem vielen Schnee kann ich mich immer noch nicht genug an grünen Bäumen und bunten Blumen sattsehen. Im Erzgebirge gibt es viele Bäume, viele Wälder und viele Möglichkeiten darin herumzuspazieren.

Erzgebirge

Besonders schön, gerade für mich von der Küste, ist dann auch der Blick von den Hügeln hinaus in die Ferne. Das ganze wäre wohl kein "artgerechter Lebensraum" für längere Zeit für mich, zu sehr reagiert mein Magen auf die ständigen Kurven in der Straßenführung. Da ich schon ein Jahr in Ba-Wü gelebt habe weiß ich, dass mir der kurze Horizont mit den Bergen und dieses ständige auf und ab auf den Wegen nicht gerade zusagt. Ich brauche auf Dauer den Geruch nach salzigem Wasser, eine steife Brise im Gesicht, einen langen Horizont, gern auch mit riesigen Rapsfeldern, und Möwengeschrei. Auch nicht zu vergessen die regelmäßigen Herbststürme. Allerdings ist der Kontrast der Gebirge, weil es eben so gegensätzlich ist, jedes Mal recht angenehm.

Weitblick

Ich bin erfreut, dass es auch im Erzgebirge gute Bioläden gibt. Wenn man bedenkt, dass das Bergvolk doch offenbar eher konservativ zum Thema Lebensmittel eingestellt ist (jedenfalls so, wie ich es bisher kennengelernt habe),so bin ich von den angeboten Produkten doch sehr überrascht. Es gibt kaum einen Unterschied zu unseren Läden hier. Das Sortiment ist an einigen Stellen sogar breiter und tiefer als bei uns. Überrascht war ich vom guten Angebot an dekorativer Sante-Kosmetik und habe mich endlich an Lovechock aus einer kleinen Manufaktur in der Nähe von Amsterdam herangewagt. Bei uns bin ich bei jedem Besuch im Bioladen um den Riegel herumgeschlichen, aber der Preis (2,99 €) hat mich abgehalten. Ich konnte mir auch nie so ganz vorstellen, dass Rohkostschokolade wirklich schmeckt. Aber im Urlaub habe ich nun doch zugeschlagen.

Lovechock

Ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Ich kann nicht sagen, dass es nicht geschmeckt hat. Aber ich kann auch nicht sagen, dass es mir supertoll geschmeckt hat. Es war irgendwo dazwischen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es nur Goji-Beere/Orange gab oder, dass dunkle Schokolade nie so ganz mein Geschmack war/ist. Den Riegel, mit einem Gewicht von 40g und in vier gleich große Stücke unterteilt, gibt es allerdings insgesamt in fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen, vielleicht würde meine Zunge eine der anderen eher mögen?!? Die Bohnen des Edelkakaos für diesen Riegel werden nicht geröstet, sondern kaltgemahlen und sollen somit eine ganze Portion Flavonoide und gesunde Nährstoffe enthalten. Das ganze Produkt wird in allen Arbeitsstufen nicht über 49° C erhitzt. Bereits bei den Maya war der Rohkakao schon als Quelle für magische Lebens- und Liebeskraft bekannt und was so alt ist, kann ja nicht gänzlich unnütz sein, oder? Und gesüßt wird diese Rohkostschokolade nicht mit normalen Zucker, sondern mit Gula Java (getrocknete Kokosblütennektra), so dass der Blutzuckerspiegel nicht so in die Höhe schnellt wie bei normaler Schokolade. Außerdem ist der Riegel gluten- und laktosefrei, komplett bio und vegan.

Im Urlaub habe ich aber nicht nur Bioläden durchstöbert, sondern auch das eine und andere unternommen. Unter anderem die Museumsnacht in Leipzig besucht. Da wir leider nicht in der Lage waren 76 Museen, Sammlungen und Galerien in 5 ½ Stunden zu besuchen, haben wir uns bereits vorher in einer intensiven Planung einen genauen Plan gemacht. Wann wir was besuchen, mit welcher Straßenbahn wir danach wohin fahren … es stand alles fest. Nur hatte ich nicht mit der seltsamen Planung der Museen selbst gerechnet. Unser Startpunkt war das Naturkundemuseum, wo wir einen Vortrag über durch den Menschen ausgerottete Tiere gehört und einem Präparator bei der Arbeit an einem Eichelhäher zugesehen haben. Die Sammlungen konnte man aber nur all 45min in Gruppen zu je 20 Leuten besichtigen. Mit Anmeldung.

Spinne im Anmarsch

Versteinerte Baumstümpfe

Vor dem Museum liegen fossile, urzeitliche Sumpfzypressen. Sie wurden aus dem Braunkohletagebau bei Leipzig geborgen, sind ungefähr 30 Millionen Jahre alt und mehrere Tonnen schwer.

Da wir noch vier andere Stationen auf dem Plan hatten, fuhren wir gleich zum Kriminalmuseum des Mittelalters am Hauptbahnhof. Hier erlebten wir aber die nächste Enttäuschung. An einem Abend, der runde 65.000 Besucher für alle Veranstalter anlockt, hat dieses Museum sich ein Konzept ausgesucht, dass ich für sehr fragwürdig halte. Die 120 Ausstellungsstücke durfte man nur in einer Führung besichtigen. Und das in Gruppen zu maximal 20 Besuchern und mit einer Dauer von 90 Minuten. Als wir ankamen, standen schon ungefähr 150 Leute an. Wenn man das auf das Konzept für diesen Abend runterrechnet, dann hätten wir etwas mehr als 10 Stunden warten müssen. So lange Führungen und solche Einschränkungen bei solch einem Event empfinde ich als rechtes Fehlkonzept, da es einfach zu Frustrationen und Enttäuschungen führt. Das Kriminalmuseum wäre etwas gewesen, was ich wirklich gerne angesehen hätte, aber unter diesen Umständen wurde mir jeder Zugang sozusagen verwehrt und das hinterlässt einen faden Nachgeschmack. Zum Glück war das Ägyptische Museum dafür umso interessanter.

Ägypten

Zum Glück wurden nicht nur viele Scherben von irgendwas ausgestellt, sondern auch viele Figuren, Gefäße, Sargteile und anderes. So konnte ich meine Ansicht von Ägypten mal etwas ändern, denn bisher war Archäologie für mich immer etwas Seltsames. Ich hatte nie verstanden, wie man so fasziniert von Scherben und Krümeln sein kann. Allerdings fand ich vieles in diesem Museum sehr ausführlich und erklärend, so dass ich nun doch etwas nachvollziehen kann, wie man sich stundenlang mit kleinen Sieben und Pinseln durch Wüsten arbeiten kann.

Ägyptisches Museum Leipzig

Das interessanteste Museum an diesem Abend war für mich aber das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek. Dort werden lückenlos alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen seit 1913 dauerhaft archiviert, bibliografisch verzeichnet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Und dazu bekommen sie vom Staatsminister für Kultur jährlich rund 45 Millionen Euro. Ende 2012 belief sich der Gesamtbestand dabei auf rund 28 Millionen Werke.

Übersicht über verschiedene Schrifttypen

Sehr interessant fand ich auch die Schaukästen mit den Erklärungen wie, wann und warum verschiedene Schriftarten entstanden.

Geheimes Zugangsbuch

Manche Sachen sahen sehr unscheinbar aus – hatten es aber in sich. Wie hier ein geheimes Zugangsbuch. Dabei handelt es sich um ein Sonderzugangsbuch der Deutschen Bücherei, welches von 1948 bis 1958 geführt wurde. Es enthält eine Liste von Werken aus der sogenannten „Westzone“, die als antisowjetisch galten und somit für die Benutzung nicht zugänglich waren.

In vielen Schaukästen gab es in diesem Museum unzählige Bücher, welche chronologisch geordnet waren. Ich glaube, ich hätte dort ganze Tage verbringen können, wenn ich alles hätte lesen und anschauen wollen. Besonders gefallen mir auch immer wieder die alten Bücher, die noch schon dekoriert und angeordnet sind.

the tale of the emporer coustans and of over sea

Das Original dieses Buches war eine altfranzösische Ausgabe, die 1894 ins Deutsche übersetzt wurde. Von diesem Buch wurden 505 Exemplare auf Papier und 20 auf Pergament gefertigt mit Bordüren und Initialen im Holzstich. In solchen Büchern könnte ich mich verlieren, in ihrer Schönheit, der Gestaltung, der Ausarbeitung, dem Druck …

Neben den vielen Büchern gab es auch einen Raum mit Plakaten. Diese waren ebenfalls chronologisch geordnet bis hin zu Plakaten über die Neuen Medien, die sehr interessant im alten Stil designt wurden. Mir war vorher nie wirklich bewusst, welchen Einfluss Plakate doch auf uns haben. Täglich sieht man sie überall, irgendwie ist scheinbar alles damit zugepflastert. Eigentlich sah ich sie oft eher als störend denn als angenehm an. Doch wahrscheinlich habe ich in der Flut der Plakate bisher einfach nur die falschen, eben die nervigen, beachtet.

Plakatwand

Eigentlich wollten wir noch in den Botanischen Garten, aber das haben wir zeitlich überhaupt nicht mehr geschafft. Vielleicht besuchen wir ihn beim nächsten Besuch in Leipzig. Dann wird es ganz viele bunte Fotos davon geben.